Unsere Co-Bloggerin aus Deutschland, Bigberta, die auch niederländisch liest, hat sich empört über die Zuständen die heutzutage herrschen im Bereich der häuslichen Krankenpflege in den Niederlanden, wie sie sich entwickeln in diesem privatisierten Sektor der Pflege. Die Opfer dieser Entwicklung sind -natürlich- die sozial schwächsten Einwohner der städtischen Problemvierteln. Eine eventuelle europäische Initiative zur globalen Privatisierung der häuslichen Krankenpflege, wäre am energischten zu bestreiten. Die holländische Praxis wird dazu Material geben (Bigberta:)
Der Bereich der häuslichen Krankenpflege scheint für viele so etwas wie die Erlaubnis zum Gelddrucken zu sein. Mich hat es nicht wirklich gewundert, als ich irgendwo gelesen habe, daß einige israelisch-russische Mafiosi ihr Geld in einem solchen Dienst gewaschen haben. Mal sehen, ob ich diesen Artikel noch finde. Das, was der folgende Artikel über Ereignisse in den Niederlanden schreibt, könnte ebenso gut in Deutschland passieren, oder umgekehrt (für die Deutschland-Niedermacher, was in Deutschland passiert, passiert andernorts in Europa auch):
In der Häuslichen Krankenpflege sind 6,5 Millionen duch Bankrott verschwunden.
In den vergangenen Jahren sind durch Bankrott in der Häuslichen Krankenpflege ungefähr 6,5 Millionen Euro verschwunden. Bankrott gegangene Einrichtungen haben durch die AWBZ-Versicherung (niederländische Pflegeversicherung) große Vorschüsse bekommen, ihren Bankrott abzuwenden, haben dieses Geld jedoch anderweitig verspielt. Die Krankenkassen - die die häusliche Krankenpflege finanzieren - kamen durch unzureichende Einsicht oft zu spät dahinter.
Das geht aus einer Untersuchung hervor, die die Volkskrant über Einrichtungen für häusliche Krankenpflege gemacht hat. Seit 2000 sind 21 Krankenpflegedienste pleite gegangen. Sehr oft waren das dann durch die Regierung anerkannte Dienste, die mit den Krankenkassen Verträge hatten, die eine bestimmte Stundenzahl Pflege festgelegt hatten.
Der durch die Pflegekassen bezahlte Vorschuss wurde oft für Autos, teure Interims-Manager oder hohe Direktorengehälter ausgegeben. Für drei Direktoren steht schon fest, daß sie gegen möglicherweise böswillige Leiter Anzeige erstatten.
Plegebedürftige Senioren - die Kunden - sind durch die Bankrotte nicht betroffen, da diese Einrichtungen viel weniger Kunden angenommen haben, als mit den Krankenkassen abgesprochen, was allerdings unzureichend überprüft wurden. Als sie dann, manchmal erst ein Jahr später, die Vorschüsse zurückforderten, war das Geld verschwunden.
Vor einigen jahren waren die Anforderungen an ambulante Krankenpflegedienste heruntergesetzt worden, was zu einer Hausse an neuen Firmen geführt hatte. Zwischen 2003 und 2006 vervierfachte sich die Zahl der diesbezüglichen Neueinträge ins Handelsregister von fünfzig bis auf 200 im vergangenen Jahr. Die Krankenkassen sagen dazu, daß die erniedrigten Anforderungen "Cowboys" auf den Markt locken, die den Bereich der ambulanten, häusliche Krankenpflege, in dem Milliarden bewegt werden, als einen Markt ansehen, in dem schnelles Geld verdient werden kann. So ergaben Berichte und Gespräche mit Konkursverwaltern, daß in 9 dieser 21 Fälle Betrug im Spiel war. Dabei verschwanden dann Millionen. bigberta - 11. Feb, 12:19
Bei der Privatisierung der häuslichen Krankenpflege (besonders wichtig für ältere Familien, die gerne noch zu Hause bleiben möchten, und die mitdem keine Plätze im Alternheim beanspuchen, was global gesehen, eine grosse Ökonomie darstellt), geht es in Holland oft wie folgt: Eine Stadt, verantwörtlich für die häuslichen Krankenpflege, muss eine europäische Ausschreibung veranstalten. Bis jetzt, wurde die häusliche Krankenpflege besorgt von einer e.V., wie das gelbe oder grüne Kreuz, die nicht profit-gerichtet sind. Die Stadt ist verpflichtet worden, um das billigste Angebot anzunehmen. Schreibt sich ein, eine, z.B., polnische, Firma die 30% billiger ist als alle Andere. Sie hat kaum diplomierte PflegerInnen im Personalbestand. Aber de Stadt ist doch verpflichtet ihr die Zuschreibung auszustatten. Statt eine Diplompflegerin, kommt jetzt täglich eine Haushaltshilfe täglich zur Wechslung von, z.B., der Beinbinden der alte Frau. Wenn es Probleme gibt, kann sie sie nicht signalisieren, wie eine Diplompflegerin es getan hätte. Folge: Mehr Krankenhausaufnahmen, und schlechtere Gesundheitszustand der abhängigen Bevölkerung.
Daneben, gibt es die oben signalisierte Maffiapraktiken. Krankenpflege ist kein marktgesteuertes Business.
Es gibt zwei Wege um dies zuvorzukommen:
- Häusliche Krankenpflege soll eine der Ausnahmen darstellen in der europäischen Dienstenrichtlinie: Sie soll von nicht-profitgerichteten, professionell begutachteten, Organisationen verübt worden.
- Im Quartier, kann man kooperative, wechselseitige, Organisationen zustandebringen, die, von der Bevölkerung kontrolliert, diese Aufgaben erfüllen mit lokalen MitarbeiterInnen. Die -im Moment noch theoretische- "Wahlfreiheit" der Pflege-Konsümenten könnte dazu eingesetzt werden.
Übrigens kommt auch klar hervor aus dem oben übersetzten Berichte, dass die grosse Pflege-Organisationen die den "Markt" der Gesundheit seit 1.1.2006 in den Niederlanden beherrschen, nicht im Stande sind, die notwendige Kontrolle auszuüben über das "Kleingut" der häuslichen Krankenpflege. Eine staatliche Inspektion, bestattet mit weiten Befügnissen, wäre notwendig. Das wäre äusserst kostspielig. Besser, also, wäre es, die alte Situation wiederherzustellen, und die Kenntnisse und das savoir-faire der HauspflegerInnen wieder anzubohren!